Epectase # 8

Epectase entstand aus dem Wunsch heraus, verschiedene Ansätze, Reflexionen und Visionen rund um Erotik zusammenzuführen. Eine wilde Erotik, die sich nicht in Normen, Etiketten oder moralischen Urteilen einsperren lässt. Eine Erotik, die versucht, sich von unterdrückenden Mustern und Autoritätspositionen zu emanzipieren.

Die Idee rund um die Gründung der Zeitschrift Epectase war es, eine partizipative Plattform für Austausch und Ausdruck rund um das Thema Erotik zu schaffen. Nach acht Ausgaben haben wir den Eindruck, dass es ziemlich gut funktioniert. Leider finden die kleinen Hände mit den goldenen Fingernägeln, die dieses Abenteuer leiten, nicht mehr die Zeit und die nötige Aufmerksamkeit, die dieses Projekt verdienen würde. Daher suchen sie nach anderen kleinen Händen, die Lust haben, diese Initiative in Zusammenarbeit mit dem Projet-Evasions, das glitzernde anarchistischen Netzwerk, das hinter dem logistischen Teil der Zeitschrift steht, zu übernehmen und fortzuführen. Wenn du Interesse hast, schreib uns. Unsere Mailbox ist sehr einladend und bietet digitale Cookies an : evasions@riseup.net

Die Zeitschrift Epectase erscheint alle sechs Monate. Es handelt sich um ein mehrsprachiges Projekt. Die Originalversionen werden in der gedruckten Version veröffentlicht, die Übersetzungen könnt ihr in diesem Artikel finden.

– Übersetzungen –

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe Sex – von Eusèbe – Seite 12-13

Vor kurzem habe ich nach Jahren des Umherirrens, der Traumata, des Unverständnisses, der Schuldgefühle und der Schuldzuweisungen herausgefunden, dass mich Sex nicht mehr interessiert. Und doch liebe ich Sex. Vor kurzem habe ich mit diesen beiden kleinen Teilen von mir Frieden geschlossen.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe diese intensiven Momente der Liebe, das Feuer der Welt zu vergessen, während das Feuer meines Körpers durch mich hindurchgeht.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es, wenn X den Gürtel herausholt. Und dieser kurze Moment des Wartens, zwischen Erregung und Angst.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es, wenn ich ihn mitten in der Nacht wecken kann, damit er seinen Kopf zwischen meine Beine klemmt. Ich liebe es, zu kommen und wieder einzuschlafen, während sein Kopf noch zwischen meinen triefenden Schenkeln liegt.

Sex interessiert mich nicht, aber manchmal masturbiere ich und stelle mir alles vor, was ich mir wünsche, dass man mir antut. Dass man mich an das Kopfende des Bettes fesselt, auf den Knien, mit meinem ganzen Körper, einem Knebel im Mund und der einzigen Möglichkeit, zu beobachten, wie ich benutzt werde. Dass mein Körper benutzt wird, vollständig. Dass man mich benutzt, um zu masturbieren, sich zu reiben, durch alle Löcher in mich einzudringen, sich zu entladen, sich zu entlasten. Ich mag es, mir vorzustellen, wie X auf mir sitzt, während X in Y eindringt, sie gemeinsam kommen und mein Gesicht überfluten. Ich mag es, mir vorzustellen, wie sie auf mir ficken, ohne dass ich mitmache, ohne etwas tun zu können, nur zuhören und spüren, wie ihre vibrierenden, vor Verlangen warmen Körper an mir kleben.

Sex interessiert mich nicht, aber ich genieße es, in X Augen zu blicken, die um ein bisschen Luft betteln. Ich liebe X Danksagungen, wenn ich meine Hand um X Hals öffne. Ich liebe X Flehen. Ich liebe X Zunge, die X ungeduldig ausstreckt, um meinen Schleim zu empfangen.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es, wenn X mir beim Aufwachen das Halsband umlegt und ich X den ganzen Tag über für alles zur Verfügung stehe, was X sich wünscht. Ich liebe es, wenn am Abend mein Hals frei ist und der Rest des Abends nur aus Zärtlichkeit und Sanftheit besteht.

Sex interessiert mich nicht, aber manchmal halte ich mich selbst davon ab, zu kommen, damit das Verlangen den ganzen Tag anhält und ich immer wieder von vorne anfangen kann, mich zu streicheln.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es, die Spuren dieser Momente auf X Körper eingeschrieben zu sehen. X geschwärzter Po, X geröteten Wangen, X gebissenen Beine, die Adern um die geplatzten intimlippen, X geschwollenen Brustwarzen und X zerkratzter Rücken.

Ich liebe es, mich in den nächsten Tagen im Spiegel zu beobachten und zu sehen, wie die Kratzer, Bisse, blauen Flecken, Narben und anderen Eindrücke verblassen, damit sie sich bei den nächsten Malen wieder auf einem leeren Blatt Papier abzeichnen können.

Sex interessiert mich nicht, aber ich masturbiere gerne, während ich lese, schaue, höre, mir etwas vorstelle oder schreibe.

Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es, X aus X Napf auf der Bettkante trinken zu lassen, X Orgasmen bis zum nächsten Tag zu kontrollieren und X schließlich die Erleichterung zu verschaffen, um die X zwischen den vielen Orgasmen, die ich die ganze Zeit über hatte, bettelte.

Ich interessiere mich nicht für Sex, aber ich liebe die Sorgfalt und die Kostbarkeit dieser Momente. Sex interessiert mich nicht, aber ich liebe es genauso wie das Kino, Lächeln, Lachen, die Limonaden in der Sonne, die Kreuz-wort-rätzel in einem Park, die Weichheit ihrer Arme, die Zärtlichkeit ihrer Küsse, die Nachmittage in der Bibliothek, die Liebesbriefe, die er mir schickt, die Armbänder, die sie mir schenkt, die Texte, die sie mir schreiben, die Bücher, die ich ihm vorlese, den Frieden, den sie meinem Herzen ermöglichen und die Revolution, die wir anführen.

Die nackte Wahrheit – von M e Anarchaud & Raquel A Palero – Seite 14-31

Fress mich
Leck mich
verschlinge mich
verwöhne mich
berühre mich
trink mich
koste mich
riech mich
beiss mich
küss mich
reite mich

So oft es mir möglich ist, mache ich mich frei von diesem
Bullshit und versuche ein paar Träume zu verwirklichen,
denn ich möchte meine Träume am Leben halten, da sie
MICH am Leben halten.

Komm und begleite mich…

…auf meinem kleinen, befreienden Abenteuer…
!!Queer up your Life!!
… wenn du dich ebenso nach Freiheit sehnst, wie ich.


Ich möchte vergessen! All die Konventionen und
Traditionen. Die Art, wie ich “zivilisiert” und “sozialisiert”
wurde. Den ganzen Bullshit, der mir von den “coolen Jungs”
auf dem Schulhof erzählt und beigebracht wurde. Im
Biologieunterricht, im TV, in Zeitungen, Büchern, Werbung,
Pornofilmen und so weiter… All diesen Blödsinn.
Ich möchte meinen eigenen Weg finden. Meine eigene
Wahrheit.

selbst… gewählte… Strangulation kann so… befreiend
sein… aaahh …
Wir leben in einer schmerzhaften Welt. Ich will selbst
entscheiden, welchen Schmerz ich fühle. Ich entscheide,
wer mir weh tun darf und wer nicht.


Ich möchte mein Inneres erforschen. Was ist meine wahre
Natur? Was sind meine wahren Bedürfnisse? Wie möchte
ich sie ausdrücken und mit wem möchte ich sie teilen?

Können wir zu unserem alten Leben zurückkehren, wenn
wir SIE auch nur ein einziges mal gefühlt haben? Wenn wir
sie erlebt, gerochen, gefühlt, gekostet und geteilt haben?
Was kommt dann? Was liegt vor uns?

Wie Selbstporträts meine Selbst-wahrnehmung von mir veränderten – von Guiltless – Seite 36-41

Ich möchte mich kurz vorstellen: Ich bin eine fette Frau meistens sub, das derzeit den Masochismus erforscht, durch und durch Voyeuristisch und eine Halb-Exhibitionistin. Als mich jemand aus meiner lokalen BDSM-Gemeinschaft zum ersten Mal Fetlife zeigte, war ich begeistert, einen Ort voller schöner erotischer Bilder zu entdecken, die (im Falle der Leute, denen ich folge) hauptsächlich von Amateuren aufgenommen wurden.

Obwohl ich schon immer eine große Fan der Fotografie war, waren meine Motive meist nahestehend Menschen und Landschaften. Als ich fetlife beitrat, während meiner Selbstfindungsreise durch BDSM, hatte ich bereits begonnen, die Scham und die Schuldgefühle bezüglich meiner sexuellen Wünsche abzulegen. Wie ich zu sagen pflege, habe ich 40 Jahre gelebt und das mehrheitlich das zu erreichen was von mir erwartet war und auch wenn ich zum Glück nur sehr wenig bereue ist es jetzt an der Zeit, für mich selbst zu leben, herauszufinden, was ich will und es einfach zu tun.

Also habe ich langsam angefangen, Fotos von mir zu machen.

Mein erstes Bild war eines von meinen Schultern. Nicht zu freizügig, nicht zu viel Haut, keine Fettzellen oder Cellulitis an einer Schulter. Eine sichere Wahl. Dann war es eine andere Schulter. Dann eine Nahaufnahme meiner üppigen Brüste. Dazwischen ein stark bearbeitetes Bild von meinem Hintern.

Sechs Monate lang habe ich Fotos von mir gemacht, inspiriert von meiner ersten D/s-Beziehung, von Flecken, die ich auf einem Bild toll fand, von den Challenges der User, die mich auf lustige Ideen gebracht haben, um meine Sexualität auszudrücken, inspiriert von all den tollen Leuten in Fetlife.

Heute Morgen habe ich ein Bild hochgeladen, auf dem ich nackt und mit dem Gesicht nach unten auf einem Bett liegend zu sehen bin.

Dieses Bild.

Abgesehen davon, dass ich mein Tattoo gelöscht und einen Schwarzweißfilter auf die Handykamera gesetzt habe, ist dieses Bild… ich, Cellulite, Dehnungsstreifen, Bräunungsstreifen, Fettröllchen, dicker Hintern und Oberschenkel, trockenes Haar und alles. Unverfälscht ich. Es gibt keine direkte Nacktheit, aber es ist das freizügigste Bild, das ich hochgeladen habe. Und ich habe es ohne zu zögern gemacht. Ohne zu zögern drückte ich auf die Schaltfläche „Hochladen“. Nichts.

Die meisten meiner Bilder bekommen etwa 5-7 Likes. Ich habe nicht viele Follower und noch weniger Freund*innen, und das ist eine Vorliebe, keine Zufälligkeit. Ich lade die Bilder hoch, um meine Ästhetik mit der Welt zu teilen, vielleicht meine Partner zu necken und meine Sexualität auszudrücken. Wenn den Leuten gefällt, was sie sehen, umso besser. Ich verstecke mich nicht mehr vor mir selbst. Ich schaue mich an und lächle. Versteht mich nicht falsch, ich mache immer noch etwa 10 verschiedene Fotos für jede Idee, die mir in den Sinn kommt, und behalte dann nur eines. Aber ich fühle mich viel wohler damit, wer ich bin und wie ich aussehe. Ich habe aufgehört, meine Bilder stundenlang zu bearbeiten. Ich kann die Schönheit in ihnen sehen.

Meine Reise ist noch lange nicht zu Ende. Ich entdecke immer wieder neue Dinge über mich selbst. Der Upload von heute Morgen war eine Offenbarung, wie weit ich in den letzten sechs Monaten gekommen bin, und ich wollte ihn einfach teilen.

Wir sind alle schön.

Und ich bin froh, dass ich sie endlich sehen kann, meine Schönheit in Bildern, die mehr als tausend Worte sagt.

Überfall durch einen Rigger – von Betsy – Seite 44-46

Nachdem ich in den letzten Tagen ein wenig Staub aufgewirbelt habe, habe ich jetzt das Gefühl, dass ich meine Geschichte ausführlicher erzählen will. Es ist hauptsächlich als Katharsis, aber ich denke, dass es vielleicht andere dazu inspirieren könnte, sich mit ihren eigenen Erfahrungen zu melden. Also, los geht’s.

Diese Person kontaktierte mich kurz nachdem ich die Webseite fetlife beigetreten war. Er war ein Fotograf/Rigger (menschen die im Bondage andere Menschen anbinden) und schien sehr professionell zu sein (viele Fotos, viele Follower usw.). Über ein*e Freund*in eines Freundes erhielt ich gute Bewertungen von ihm, so wie die versicherung, dass er „legitim“ sei.

Das erste Treffen war wirklich toll. Ich fühlte mich sicher, wir hatten gute Gespräche über Consent, Kink und BDSM im Allgemeinen. Ich erinnere mich deutlich daran, dass er mir versicherte, dass er keine sexuellen Beziehungen mit seinen bunnies (Menschen die im Bondage angebunden werden) hatte, weil das definitiv unethisch wäre (ich stimmte dem zu). Er sagte, dass er einmal eine Beziehung mit einer bunny hatte, aber es war consensual und dauerte 3 Jahre, es ging also um mehr als nur Sex. Die Bondage-session war großartig, und zu keinem Zeitpunkt hat er mich unangemessen berührt oder etwas gesagt, was mir ein ungutes Gefühl gab. Ich ging mit dem Gefühl, dass ich ihm definitiv vertrauen kann. Es war das erste Mal, dass ich Shibari ausprobiert habe, also war ich wirklich glücklich.

Ich gehe einen Monat später für eine 2. Session wieder hin, und sofort fühlt es sich ein bisschen ungemütlich an. Er fragte mich, ob ich Bourbon trinken wolle, obwohl ich mich deutlich daran erinnere, dass wir in unserem erstem Treffen über Alkohol gesprochen hatten, ich erwähnte dass ich nüchtern sei, und er sagte, dass er beim Bondage nie Alkohol trinke. Wir sprachen darüber, was wir an diesem Abend tun wollten. Ich erwähnte, dass ich mich wegen der Arbeit und anderer Dinge sehr müde und angeschlagen fühlte. Er bot mir an, mich zu massieren, um meine Muskeln zu entspannen, und dann würden wir eine sehr sanfte und entspannende Bondage-Session auf dem Boden machen, nichts allzu Anspruchsvolles.

Er erwähnte, dass er in verschiedenen Arten von Massagen ausgebildet sei, einschließlich der Yoni-Massage (vaginale Massage), und fragte, ob ich das ausprobieren wolle. Ich glaube, ich wollte ihn nicht beleidigen, indem ich direkt NEIN sagte, und ich versuchte auszuweichen bei dem ich sagte „hmm ich bin mir nicht sicher…“. Er sagte: „Ich werde dich einfach normal massieren und wenn dein Körper mir dann zeigt, dass du willst, dass ich das andere mache, werde ich es tun. „

Er massierte mich und führte seine Hände regelmäßig in die Nähe meiner Vagina, wobei er sie sanft berührte. Es fühlte sich irgendwie schön an, also bat ich ihn nicht, damit aufzuhören. Nach einer Weile fing er an, mich dort ganz zu berühren. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich die Techniken der Yoni-Massage nicht kenne, war es überhaupt keine Massage. Er berührte mich auf eine sexuelle Art und Weise, fingerte mich sogar ziemlich aggressiv, so sehr, dass ich squirten musste.

Auch hier sagte ich nicht nicht „nein“ oder „stopp“, aber als er damit fertig war, fühlte ich mich sofort unwohl, weil ich das Gefühl hatte, dass er mich dazu brachte, dies zu akzeptieren, ohne es wirklich zu merken oder mir zu sagen, dass dies die Art von Sache war, die passieren würde.


Wir unterhielten uns eine Weile (ich versuchte, die Unterhaltung aufrechtzuerhalten und nicht zu zeigen, dass es mir peinlich war), und dann machten wir mit den Seilen weiter. Der Plan war, sanfte Seilspiele auf dem Boden zu machen. Er begann, die Seile um mich zu binden und streichelte mich jedes Mal, wenn seine Arme um mich herumgingen. Er berührte meine Brüste, meinen Hintern, irgendwann küsste er sogar meine Brustwarzen. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also tat ich es einfach nicht. Er wurde allmählich etwas „aggressiver“ in der Art, wie er mich fesselte. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich den Alkohol in seinem Atem riechen (wenn ich selber nüchtern bin, ist das etwas, was ich nicht ausstehen kann).


Er trat mir mit voller Wucht in die Kniekehlen, so dass ich zu Boden fiel und schließlich sehr, sehr fest gefesselt war, ohne die Möglichkeit, mich überhaupt zu bewegen. Er legte mir sogar ein Seil zwischen die Beine (ich war dabei nackt), was nicht abgesprochen war und sich ziemlich unangenehm und schmerzhaft anfühlte. Als ich dann am Boden lag und völlig bewegungsunfähig war, fing er wieder an, mich sexuell zu berühren, mich zu fingern und sogar eine Zeit lang meine Vagina zu lecken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und dachte mir, dass er wütend werden könnte, wenn ich ihm sagte, er solle aufhören. Also ließ ich ihn gewähren, er brach mich wieder zum squirten und bemerkte dann, dass mein Körper stark zitterte (wahrscheinlich eine nervöse Reaktion). Er sagte nichts, deckte mich zu und ging weg. Ich weiß nicht, wie lange, aber es kam mir wie eine lange Zeit vor, ich war in einer unbequemen und schmerzhaften Position völlig bewegungsunfähig und musste warten, bis er zurückkam. Das ist vielleicht bei Seilspielen üblich, aber angesichts dessen, was gerade passiert war, fühlte es sich einfach nicht richtig an. Ich hörte, wie er sich wieder ein Glas einschenkte, ich vermute Bourbon.




Nach einer Weile kam er zurück und begann, mich langsam loszubinden. Er zwang mich, mich aufzusetzen, und während er einige Seile löste, packte er mich sehr brutal und aus dem Nichts mit einer Hand am Hals und hielt mir mit der anderen Hand Mund und Nase zu, so dass ich nicht mehr atmen konnte. Ich habe schon mit Würge- und Atemspielen experimentiert, aber das fühle sich komplett anders an. Nach ein paar Sekunden spürte ich, dass ich Luft brauchte, und ich versuchte, mit den Beinen zu strampeln, aber ich war gefesselt. Ich schaffte es, meinen Körper in einer Weise zu bewegen, die eindeutig zeigte, dass ich wollte, dass er mich losließ. Das tat er aber nicht. An diesem Punkt sah ich auf und suchte seine Augen, und wir sahen uns einige Sekunden lang in die Augen. Während meine Augen mit Sicherheit Angst und Hilflosigkeit zeigten, waren seine Augen leer und kalt. Er sah nicht so aus, als würde er mit mir spielen oder auch nur irgendeine Art von Empathie für mich empfinden.

Ich erinnere mich, dass ich mir lebhaft und klar vorstellte, dass dieser Mann mich jetzt wahrscheinlich umbringen würde. Ich hatte selten in meinem Leben so viel Angst vor einem Mann wie vor diesem.

Schließlich ließ er mich los und umarmte mich. Er löste die Fesseln, ohne auch nur zu erwähnen was gerade passierte. Ich habe auch nichts gesagt, weil ich fassungslos und verwirrt war. Danach sagte ich, dass ich nach Hause gehen müsse, aber ich blieb noch auf einen letzten Drink und lachte sogar noch mit ihm und plauderte noch etwas. Ich glaube, ich hatte Angst und wollte so tun, als ob die ganze Situation nicht traumatisch wäre. Ich habe mich sogar bei ihm bedankt, bevor ich zur Tür hinausging, so sehr war mein Gehirn von dem, was passiert war, eingefroren.

Ich schreibe hier nur, weil ich es für wichtig halte, dass Menschen, die Opfer eines Übergriff sind, sich frei fühlen, darüber zu sprechen, was tatsächlich passiert ist. Es gibt keine „kleine“ Verletzung des Einverständnisses, und darüber zu schweigen gibt den Tätern nur mehr Macht.