Der Fensterladen hat mich an diese Grenze erinnert zwischen Aussen und Innen, zwischen Intimität und Öffentlichkeit. Ich hatte Lust, dieses Gewebe zu beflecken.
Dann habe ich mich an diese Tradition erinnert, die in Regionen von Süditalien viel zu lange existierte. Dabei wurde nach der Hochzeitsnacht am Fenster das Lacken mit dem Blut der Frauen aufgehängt und als Zeichen ihrer «Reinheit» gezeigt. Ich wollte diese krass heteropatriarchale Tradition umkehren indem ich mich an «unreinem» Blut bediente und dies an diesem Ort zwischen Haus und dem Rest der Welt. Zu beobachten wie das Blut sich in den Maschen des Gewebes verästelte, hat mir die Kunst aufgezeigt, sich zu verbreiten, eine Botschaft zu überbringen. Schnitt: die Ära in der das Fliessen nicht mehr schambehaftet sein wird, die Farbe des Blutes in all seinen Nuancen oder dessen Abwesenheit. Zorn ist, was mensch draus macht. Dieses Stück feiert den Kampf gegen die Menstruations- Prekarität und für Respekt für alle Uteri.
Von der Genesis bis zur Apokalypse wird die Feige mit -manchmal gegensätzlichen- Bedeutungen beladen. Grundsätzlich gilt sie als Symbol für Fülle und Wohlstand, nach gewissen biblischen Interpretationen ist der Feigenbaum der Baum der Erkenntnis im Garten Eden, der Ursprung der Erbsünde.
Die Frucht des Geistes, die Körper und Seele nährt. Auf italienisch wird der Name der Frucht ins männliche übersetzt «il fico». Aber in Bari, in der Interpretation des italienischen Dialektes wird das Wort weiblich konnotiert: «la fica», was auch «Muschi» bedeutet. Ich war schon immer fasziniert von der Sinnlichkeit der heiligen weiblichen Repräsentationen in Kirchen und auf Malereien. Ich habe die Gesten, Körperhaltungen und die Ausdrücke beschlagnahmt, um unsere Lust, unsere sapphischen Lieben zu zelebrieren.
Wir sind aufgeregt vor der Periode. Mehr als sonst. Das Rot steigt an, strahlt und platzt bis in unsere Münder. Wir gehen in Flammen auf. Dein Blut inspiriert mich, dein Blut ist so kraftvoll, so schön. Unsere Körper so lebendig.
Ich bin eine plastische Künstlerin, geboren in Bari, im Südosten von Italien. Bevor ich in Marseilles meine maritimen Wurzeln wiedergefunden habe, habe ich sieben Jahre in Paris verbracht.
Im Dialekt von Bari sind die ’ndrame die Eingeweide, der Darm. Dieses Wort verkörpert einen Teil meiner geografischen und kulturellen Identität, aber auch meine Art durch diesen Ort zu kreieren und zu fühlen. Darüber hinaus führt uns ‘ndrame auch zum Wort Drama zurück, was etymologisch «Handlung», «Machen» bedeutet.
Mein künstlerisches Schaffen basiert vorallem auf Collagen aus Menstruationsblut. Ich arbeite mit Papierhandtücher auf denen es Blut hat, welches ich trocknen lasse. Das Papier zerreisse/ schneide ich dann und klebe es auf verschiedene Untergründe. Ich verwende auch Farbstifte, Malfarbe und Material wie Spitze oder Blattgold.
Zu Beginn habe ich mein eigenes Blut benutzt, Heute arbeite ich auch mit Blut von anderen Menschen, was aus meiner Arbeit einen gemeinschaftlichen und pluralistischen Prozess macht.